Allein, allein

Ganz oft, wenn ich etwas schreibe, habe ich einfach nur die Hoffnung, dass niemand sich an einer unpassenden Stelle wiedererkennt. Ich glaube, das käme ganz oft einfach nicht so cool, da ich ja in vielen Momenten Bekannte, Freunde oder auch Fremde als blöd abstempel. Oder nicht direkt als blöd, ich zweifle an ihren Entscheidungen. Finde ich jetzt nicht besonders böse oder verwerflich, ich glaube, wenn ich am Tag 200 Entscheidungen treffe, zweifelt die Menschheit (und auch Gott) locker bei 150 davon. Also alles easy.

Momentane Station: wie ist das eigentlich, wenn man so garnicht mehr allein kann?
Das letzte mal, dass ich (in einer Beziehung) dachte, so wirklich von jemandem abhängig zu sein war vor Jahren. Tatsächlich habe ich gedacht ohne M niiiiiiiiie mehr atmen zu können, ohne dass ich heulen muss. Für mich war mein Leben nicht mehr lebenswert und nichts hat mehr Sinn gemacht. Alles drehte sich um ihn, ich wollte keinen Tag erleben, an dem ich in einer Welt ohne ihn Leben muss. Die absolute Dramatik, locker bis ich...20?..war? 
Ganze zwei Jahre war ich fest davon überzeugt, dass das Ende dieser Beziehung auch mein persönliches Ende war.
Nie hätte ich gedacht, dass ein neuer Freundeskreis mir klar macht, dass mein Leben sich nur um eine Person drehen sollte: um mich.
Mehr Zeit mit meinen Mädels, ein bester Freund der rund um die Uhr für alles zu haben ist und auch all die Leute drumherum, die jedes Wochenende mit mir lachend um die Häuser zogen waren der Schlüssel zum Glück, so billig sich das auch anhört.
Die Tatsache, dass ich wusste, M findet eh keine mehr, die das macht, was ich getan habe - großartig.
Die Tatsache, dass ich überall blockiert wurde und ihn nicht mehr erreichen konnte - im ersten Moment grausam, mit jedem Monat jedoch besser.
Wohin das ganze geführt hat?
Ich habe zwei Jahre an einer Trennung geknabbert, viel an mir gezweifelt und gedacht, dass ich es einfach nicht verdient habe, jemanden an meiner Seite zu haben.
Bin am Ende aber mehr als glücklich aus der Sache herausgegangen.
Ich empfinde seine Entscheidung von damals als gut. Ich weiß, dass ich heute nicht da wäre, wenn es geblieben wär, wie es war. 
Und in der zeit danach? Naja, ich bin nicht wirklich vorsichtig, wenn es darum geht den männlichen Geschöpfen dieser Welt zu trauen.
Kann eigentlich stolz sagen, dass ich nicht davon ausgehe, dass jeder Mann mich verlassen wird, wenn es drauf ankommt. So sehe ich es nicht, es gibt keine tiefe Wunde, die immer aufreißt, wenn ich jemanden kennenlerne.

Nein, an sich bin ich eigentlich ziemlich offen dafür, mit neuen Gesichtern zu reden. Stoße auf Verwirrung, wenn deutlich wird, dass meine letzte richtige Trennung 5 Jahre zurück liegt.
Aber was war dann? Ich habe 2 Jahre lang Zeit für alles gehabt.
Habe die Trennung in Kombination mit der Krankheit irgendwie hinter mich gebracht. Bin zuhause ausgezogen, habe eine Ausbildung angefangen und Verluste erlitten.
Ich habe (in meinen Augen) völlig neu angefangen, mit neuen Seiten und Eigenschaften; mit neuen Menschen.
Und dann? Ja, dann stand ich da.
Mitten in der Ausbildung, eigene Wohnung, kann kochen, waschen und meine güte, ganz der Mülleimer bin ich doch optisch auch nicht....mit ein bisschen Farbe.
Was mir das gebracht hat? 
Möchte ich davon wirklich berichten? Oder ist das ganze eh kein Geheimnis mehr?
Denn letztlich hat es nur dazu geführt, dass ich in den letzten 2 1/2 Jahren lediglich als das Mädchen diente, das gut genug war, wenn man sich von seiner Freundin getrennt hat.
Nicht für 5 oder 10 Kerle, bevor da wieder der verurteilende Stempel auf meiner Stirn klebt.
Nein, es waren auch nicht 4, aber es war mehr als einer. 
Und dann auch nicht einfach so für ein paar Tage. Nein, ich war der sichere Hafen, über Monate hinweg.
War Ansprechpartner, Vertraute, Mitbringsel auf Feiern und Wärmflasche im Bett. Und dann war ich nichts.
Und schon kommen sie wieder. Die Zweifel. Reiche ich irgendwie nicht? Was soll ich machen, damit ich genug bin? Bin ich einfach zu gut darin, allein zu sein? Möchte deswegen niemand auf meinem großen Sofa liegen bleiben und auf mich warten?
Verlange ich einfach zu viel? Ist es inzwischen ganz normal, dass man als Frau ersetzt wird, sobald sich etwas blonderes, dümmeres oder leichteres bietet? Muss ich mir immer Gedanken machen, dass nach mir etwas folgt? Dass zeitgleich jemand auf die Person wartet, die neben mir liegt und mit meinen Haaren spielt?
Gott, mein Bild ist so verzerrt, allein durch den Umgang der letzten Jahre, der mir immer wieder deutlich gemacht hat, wie schnell man Menschen ersetzen kann.


Heute sitze ich hier. Grüble mit meinen Freundinnen darüber, was das Leben für uns noch bereit hält. Sitzen wir in 5 Jahren hier und feiern eine Verlobung? Freuen wir uns über einen neuen Lippenstift? Spielen mit Kindern im OKIDOKI, was kommt?

Ich habe keine Ahnung.
Aber ich weiß eins ganz genau: was auch immer morgen und in 3 Monaten kommt, ich kann es kaum abwarten! 





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