Weg ist nicht immer direkt weg

An manchen Tagen sitze ich in meinem Wohnzimmer, auf einem bestimmten Platz auf meiner Couch und spiele mit meiner Kette, die mich seit über zwei Monaten jeden Tag begleitet. Für mich sehr viel mehr als nur ein Glücksbringer, für mich ein kleines Stück einer wundervollen Freundschaft. 

Ich bin süße 20, in den Kinderschuhen meiner (Traum)Ausbildung und mache mir viel zu oft Gedanken darüber, was ich in meinem zarten Alter schon alles über mich ergehen lassen musste. Was ich erlebt habe..was mich geprägt hat und jeden Tag ein kleines bisschen mehr verändert. 

Jeder von uns hat sein kleines Päckchen mit sich zu tragen, Probleme und Sorgen und auch viele Ängste. Man kann jedem Menschen nur vor den Kopf gucken, niemand schaut jemanden an, und weiß direkt, was diesen Menschen zu dem gemacht hat, was in diesem Moment vor einem steht. 
Wir können vermuten, wir können fragen, wir können es auch im Laufe der Zeit erfahren. Es kann unser Mitleid erwecken, uns erschrecken oder auch wach rütteln. 

Die Menschen, mit denen ich Zeit verbringe, sehen mich alle anders. Die einen sehen mich fröhlich und stark, fragt man einen anderen, bin ich eine sensible heulsuse. Und ich selbst sehe in mir auch mehr, als nur zwei oder drei Eigenschaften. 

Es gibt Situationen in meinem Leben, in denen ich schon viel Verantwortung übernehmen musste, ich wurde mit lebensverändernden Fragen konfrontiert, habe einen kühlen Kopf bewahren müssen, wenn alles um mich herum durchdreht, aber ich helfen will und Ordnung schaffen. 

Es wäre gelogen, wenn ich sage ich stelle andere immer vor mich selbst. Oft denke ich inzwischen an mich selbst, damit ich mein Glück auch selber ein wenig steuern kann. Aber Menschen, die mir am Herzen liegen, können in jedem Moment auf mich zählen. Ich sorge und kümmere mich und bin da. 

Wenn ich also auf meinem Fleck auf der Couch sitze, dann denke ich an einen bestimmten Menschen. Ich denke an die Momente, die wir zusammen verbracht haben und muss mich zusammenreißen, nicht zu schreien. Nach dir zu rufen, weil ich nicht weiß, wo du bist. Aber wo auch immer das ist, du kommst nicht zurück. 
Du bist nicht mehr bei mir und auch, wenn das Leben weiter geht, merkt man dein fehlen immer wieder. 
Jeder von uns merkt es anders und mir fällt es bei den alltäglichen Dingen auf, wie oft ich an dich denke, als wäre nichts passiert. Wie oft ich dir einfach schreiben möchte, weil du in meinem Leben nach wie vor eine wichtige Rolle spielst, auch wenn du nicht mehr neben mir sitzen kannst. 

In meinem Herzen trage ich dich bei mir, glaub mir, du warst einer der Menschen, die für mich besonders waren. Das sagen vielleicht viele und du schaust von deinem Platz herunter und lachst. Aber wenn ich es dir sage lachst du nicht. Du weißt, wie viel ich dir vertraut habe und du wusstes es immer, bei jedem Gespräch das wir geführt haben. Habe ich Mist gebaut, hast du geschimpft und als wir am ersten Abend in meiner Wohnung erschöpft auf dem Sofa lagen, du natürlich mein letztes Bier in der Hand, hast du gesagt, dass diese Couch nun dir gehört. Schließlich hast du den Umzug ja fast alleine gemanagt und (ganz wichtig) die Lampen zusammen gebaut. 

Es bleibt deine Couch und ich weiß, du hörst es, wenn ich dir was erzähle. Danke, dass du ein Mensch warst, der niemandem gefallen wollte. Der alles immer grummelig betrachtet und Dinge hinterfragt hat. Für mich bist du hier, ganz oft. Auch wenn wir dich nicht sehen können ❤️✨💫 


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