Mein Leben ohne Caprisonne

Da ich gefragt wurde, ob ich mal genauer auf das eingehen kann, was ich im Sommer 2013 überhaupt gemacht habe etc, wollte ich mal einen kleinen Einblick gewähren. 
Um die ganze Therapie überhaupt ins Rollen bringen zu können, hat man mir im August der Diagnose einen dauerhaften Zugang eingepflanzt (Port), der unterhalb meines Schlüsselbeins lag. So könnte man es umgehen, mir jeden Tag einen neuen Zugang in die Venen geben zu müssen und (was sehr viel wichtiger war), der Port ist der direkte Weg zur Blutversorgung. Die Flüssigkeiten, die ich dort angeschlossen bekam, mussten nicht erst eine Reise durch den ganzen Körper machen, um zum Ziel zu gelangen, was zu gefährlich gewesen wäre, wegen meiner dünnen Venen. Was da alles hätte schief gehen können, wenn dieses Zeug an die falsche Stelle im Klrper gelangt - ich möchte nicht daran denken. 

Der Port saß, die Narbe war auch relativ gut verheilt und da ich so dünn war, war es für die Schwestern in der Onkologie nicht sehr schwer, in dieses Metallobjekt unter meiner Haut zu stechen. 
Die Therapie, die ich bekam war in zwei Blöcke aufgeteilt. Der erste Block war der längere von beiden. Ich musste vier Tage lang zu Infusionen kommen (am ersten Tag knapp 6/7/8 Stunden, dauerhaft in einem Bett, da ich immer wieder eingeschlafen bin. Am Zeiten Tag dann nur 2/3/4 Stunden, am dritten gabs dann eine kleine Infusion über eine Stunde und am vierten Tag gab es nur eine Spritze in die Bauchdecke). 
Zwischen all den eigentlichen Medikamenten habe ich natürlich unfassbar viel Kochsalzlösung bekommen, die zum spülen und verdünnen galt. Denn manche Lösung war so stark, dass der Artz selber die Flasche nur mit Handschuhen angefasst hat. Und den Mist klemmt man mir an die Brust. Meine Begeisterung hielt sich stark in Grenzen. 
Es war ein ekelhafter Geruch für mich, man selber nimmt ja vieles immer deutlicher war und meine Nase kam mit all dem nicht zurecht. Die Lösungen waren alle geruchlos und trotzdem kenne ich bis zum heutigen Tag den Geruch von Kochsalzlösung. Habe sogar Probleme damit, Nudeln zu kochen, so albern das auch klingt. 
In der Zeit konnte ich auch viele Dinge nicht essen. Zitrusfrüchte oder Milch waren undenkbar, da ich ja so oder so kaum Essen in mir behalten konnte, sowas meinen Magen aber noch zusätzlich total reizte. 
Der zweite Block der Infusionen bestand dann "nur" noch aus 2 Stunden Infusionen und einer Spritze, ich musste also nicht mehr auf Station mit Bett und konnte zwischen anderen Patienten sitzen, die auch zu ihrem "Cocktail" vorbei kamen. Es hilft ungemein, wenn man nicht allein ist. Man erzählt sich lustige Dinge und tauscht Tipps aus, um die Zeit erträglicher zu machen. Die Infusionen, die ich in der Gemeinschaft bekam, waren deutlich erträglicher.  
Fatal würde es natürlich immer für mich, wenn jemand krank war. In der Zeit zwischen Sommer und Winter war mein Imunsystem komplett lahm gelegt und sogar eine leichte Mandelentzündung schnürte mir den Hals so zu, dass ich fast daran erstickt wäre. Kleine Infekte, die man sonst nicht mal wirklich bemerkte waren unglaublich gefährlich und erst, als man mich Sonntag morgen panisch zum Arzt befördert, wie mein Hals so dick wurde wie mein Kopf, war mir klar, wie ernst es eigentlich sein kann. Mit Cortison und co bekam man das ganze dann in den Griff und ich bin froh, dass es der einzige "Notfall" in dieser Zeit war. 

Für den letzten Therapie Tag räumte man mir noch mal ein Bett ein. Die Schwestern kamen super mit mir aus und meine Lieblingsschwester wollte den letzten Tag bei mir verbringen. Da ich das ganze aus den vergangenen knappen vier Monaten schon kannte, ahnte ich nichts schlimmes. Lag lesend im Bett, angeschlossen an so einem roten Zeug, als mir plötzlich ganz schwummrig wird und ich am ganzen Körper zittern muss. Mein Kopf glüht und obwohl ich absolut nichts gegessen hatte, überkam mich ein unfassbarer Würgereiz. 
Der Arzt selber wusste auch nicht, woher diese Reaktion kam, gab mir diverse Mittel zur Beruhigung und ich schlief prompt ein. So hatte ich mir den letzten Tag nicht vorgestellt. Aber das ganze ging vorbei und knapp zwei Wochen später ging es mir auch schon wieder relativ gut. Klar, ich konnte noch lange nicht wieder alles essen und war total platt. Ganz oft bin ich einfach eingeschlafen bei Freunden, aber nach und nach wurde es immer besser und nach dem Ende der Bestrahlung blieben die Halsschmerzen auch immer öfter Weg und ich kämpfe inzwischen nur noch selten mit morgendlichem Husten, den ich aus der Zeit mitgebracht habe. 

Wie weit ich inzwischen belastbar bin, hängt immer von der Zeit ab. Unter der Woche, wenn ich 39 Stunden arbeiten gehe, bin ich zwar kaputt, aber nicht total fertig mit der Welt. Denke also, dass ich bald wieder beim normalen Belastungsstandart lande, so wie ich es mein Lebe lang gewohnt war :-)











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