Abstand

Es ist irgendwie ein seltsames Gefühl. Viele Menschen kommen in dein Leben und bereichern es. Mit Momenten, Erinnerungen und Gefühlen. Niemand geht davon aus, dass jeder Mensch, den man trifft bleibt, aber man denkt auch nicht daran, wie oder wann sich die Wege trennen. 
Und wenn es dann doch so weit ist, was dann? Peinliches schweigen? So tun, als hätte man nicht Stunden damit verbracht, mit dem anderen glücklich zu sein?
Ich empfinde das ganze irgendwie als schwierig. 
Denn viele Menschen, die mir in so mancher Zeit Glück und Freude bereitet haben, kann ich heute nicht mehr angucken, ohne würgen zu wollen. Weil man später auf die Zeit schaut und sich fragt, wie dumm man war, geglaubt zu haben, dass das glücklich macht oder die Person es gut meint. 
Es klingt böse und verbittert, kindisch und doof, aber ich komme nicht drum herum. Denn heute frage ich mich, wieso ich geglaubt habe, dass es anders kommen würde, als es jetzt kam. 
Inzwischen läuft man aneinander vorbei, man nickt. Wenn es muss, kann man auch mal 3 Minuten miteinander sprechen. Dass man sich vor nicht all zu langer Zeit in den Armen lag und großartige Momente geteilt hat - vergessen. 
Mir fällt es am Anfang meist schwer, zu akzeptieren, dass man mich ersetzt. Natürlich möchte ich weder mit jemandem darüber reden noch teile ich mich mit. Ich bin einfach für mich sauer und mache das mit mir aus. 
Aber auch ich komme an einen Punkt, an dem mir der Abstand gut tut. Ich fühle mich nicht mehr schlecht, nickend weiter zu gehen. Ich muss kein Gespräch erzwingen, nicht mehr nachfragen was ich verpasst habe. Denn...wer bin ich schon (noch)  dass er oder sie mir das mitteilt?
Für mich bestehen Freundschaften aus vielen Dingen. Mit meinen Freunden möchte ich nicht nur trinken und feiern. Ich möchte nicht nur glücklich sein. 
Nein, ich möchte nicht den üblichen dramatischen „ich will dich anrufen wenn es mir schlecht geht Scheiße“ - ich möchte einfach merken, dass man miteinander verbunden ist. 
Dumme Sprüche austauschen, wissen was der andere mag oder denkt. Wissen welche Sorgen die anderen haben und Zeit verbringen, die man so füllt, wie es gerade angemessen ist, ob glücklich, böse oder verrückt. Keine Richtlinien an die man sich halten sollte oder Bedingungen. 
Kein vergleichen und Neid. Ich möchte Ehrlichkeit und gebe vertrauen. 
Nichts schlimmeres kann mir in einer Freundschaft passieren, als dass jemand dieses Vertrauen missbraucht und nicht dazu steht. Lieber möchte ich verletzt werden, als dass man denkt, mit einer Lüge irgendwie schützen zu können. Doch das möchte auch nicht jeder, denn dem einen oder anderen ist es lieber man sagt zu allem ja und Amen, anstatt seine Sorgen oder Befürchtungen mitzuteilen. 

Die Menschen, die inzwischen nicht mehr zu mir gehören sind in den meisten Fällen Leute, die in Personen einen gewissen Zweck sehen. Den brauche ich zum feiern, den zum trinken, mit dem fahre ich gern weg und der holt mich immer ab. 
Leben und leben lassen, ich urteile nicht schlecht über die, die mir ein lachen ins Gesicht gezaubert haben. Aber heute vergeht mir das lachen, wenn ich an euch denke. Es war eine schöne Zeit, es wäre nie auf Dauer so schön geblieben wie es war und ich vermisse nicht die Personen, sondern die Momente. 
Der Abstand tut gut, für mich ist es wichtig zu realisieren, dass Menschen nicht für immer an meiner Seite bleiben und es gibt wirklich so wenige, die nicht mehr für mich existieren und mit denen ich Zeiten bereue. Ich könnte sie an einer Hand abzählen und habe an diesen Stellen auch kein nicken mehr übrig. 
Doch im Normalfall kann ich inzwischen besser akzeptieren: Wege trennen sich, Menschen ersetzen und niemand hält sein Leben an, weil eine andere Person aussteigt. 

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